Liebe Gemeinde,
als ich mich mit der Andacht für diesen Gemeindebrief beschäftigte, hatte die Passionszeit gerade begonnen. Jetzt, wenn Sie die Andacht lesen, sind wir mittendrin in dieser Zeit, in der wir das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus bedenken. Ich möchte unseren Blick heute auf die Szene im Garten Gethsemane lenken. Es sind die letzten Stunden, die Jesus vor seiner Gefangennahme verbringt. Und es ist eine Zeit des Gebets. Als er mit seinen Jüngern im Garten ankommt, sagt er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt. (Lk 22,40)
Dann geht Jesus ein Stück beiseite und betet: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. (Lk 22,42)
Als Jesus dann zu seinen Jüngern zurückkehrt schlafen sie. Und so er mahnt er sie nochmals: Steht auf und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt. (Lk 22,46)
Die Jünger verschlafen die Gebets zeit, die Jesus ihnen aufgetragen hat. Ich stelle mir vor, dass Jesus sehr traurig und enttäuscht war, dass die Jünger eingeschlafen sind. Eingeschlafen in einer Situation, wo Jesus auf sie gezählt hatte. So betet Jesus ganz allein.
Jesus will das Beten von uns haben. Ich kann mich fragen, ob ich auch Situationen kenne, wo ich das Beten verschlafe. Wo ich schläfrig bin, ob wohl mein Wachsein gefragt ist. Jesus selber bleibt wach. An ihm können wir sehen, welche Kraft das Gebet entwickelt. Jesus unterstellt sich ganz dem Willen des Vaters im Himmel. „Dein Wille geschehe“ so beten wir auch im Vaterunser, das Jesus uns gegeben hat. Jesus legt seinen Jüngern und uns das Gebet ans Herz, weil es uns vor der Anfechtung schützt, unseren eigenen Willen durchsetzen zu wollen. Jesus selbst ist uns ein Vorbild darin, sich dem Willen des himmlischen Vaters anzuvertrauen.
Vielleicht ist die Passionszeit eine gute Gelegenheit, sich Zeit fürs Gebet zu nehmen. Ich kann mal prüfen: Wann bete ich überhaupt? Wie formuliere ich meine Gebete? Frage ich Gott nach seinem Plan für mein Leben? Wie gehe ich damit um, wenn meine Gebete scheinbar nicht erhört werden?
Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt. Das können wir auch für uns hören. Beten, damit wir nicht am Willen Gottes vorbeileben. Beten, damit wir dankbar sehen, was Gott uns schenkt. Beten, um Gott unser Leid zu klagen und beten, um Gott für andere zu bitten.
Im Buch der Sprüche heißt es: Der HERR ist denen fern, die von ihm nichts wissen wollen; aber er hört auf das Gebet derer, die ihn lieben. (Sprüche 15,29)
Mein Gebet ist also eine Art Beziehungspflege zu Gott. Wenn ein Mensch nicht betet, dann ist die Beziehung zu Gott unterbrochen. Und das ist für uns Christen immer schlecht. So, wie es in einer menschlichen Beziehung schlecht ist, wenn man nicht miteinander redet, so auch in unserer Beziehung zu Jesus.
Liebe Gemeinde, nutzen wir also die Passionszeit als besondere Zeit für das Gebet. Viele Veranstaltungen la den zum gemeinsamen Gebet ein. Auch unseren Gebetskreis kann man gern mal besuchen.